Fari-Cup Hamburg

von Merle Eichner

Nach Friedrichstadt stellte sich diese Saison die Frage, ob es noch eine Herbstregatta gibt, die man mal ausprobieren kann und die auch nicht zu weit weg ist. Lange Rede, kurzer Sinn – ins Verwaltungsportal von Rudern.de geschaut und beim Fari Cup hängengeblieben. Ich hatte im letzten Jahr schon von einem Teil meiner Trainingsgruppe in Rendsburg gehört, dass man dort gut mal starten könnte und die Strecke und der Blick auf Hamburg vom Wasser sich lohnen würde.

Der Fari-Cup ist ein Langstreckenrennen in Hamburg. Hierbei gibt es zwei Streckenlängen: 4,2 Kilometer und 7,5 Kilometer. Letzteres wird im Achter zurückgelegt, auf den 4,2 km starteten auch Vierer und Doppelvierer mit Steuerleuten.

Kurzerhand wurde Diana in diese Planung mit einbezogen und schon am Abend danach nahm die Idee Formen an. Boot und Steuermann waren schnell gefunden. Der RV Wandsbek, Dianas Heimatverein, würde uns damit unterstützen. Da leider der Großteil meiner Trainingsgruppe verhindert war, musste sich da Diana auch nochmal auf die Suche nach den übrigen zwei Ruderinnen begeben. Nach langer Suche und einigem Hin und Her stand dann fest, dass Judith und Madeleine unsere Mannschaft komplettieren würden. Es wurde sogar in fast vollständiger Besetzung (ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich keine Zeit hatte) am Donnerstag vor dem Fari-Cup in Wandsbek trainiert und sich an das Bootsmaterial gewöhnt. Skulls fürs Rennen wurden aus Rendsburg beschafft und sollten erst mit dem Rest der Mannschaft am Freitagabend anreisen.

Spontan brauchte aber der RV Wandsbek noch einen Steuermann für einen Mixed-Doppelvierer. Schnell kamen dort die Überlegungen auf Günter, der auch schon erfolgreich die Hamburger Truppe zum Sieg in ihrer Bootsklasse beim Rheinmarathon gesteuert hatte. Günter ließ sich nicht lange lumpen und sagte zu, das Boot auf dem 4,2 Kilometer langem Kurs zu steuern. Dass Günter mit dem Wohnmobil anreisen wollte, wurde kurzerhand dazu genutzt, die Skulls für den Doppelvierer aus Rendsburg abzuholen und sicher zu transportieren. Der Dank der Mannschaft ist ihm daher gewiss.

 

Nachdem alle am Freitag so langsam in Hamburg eintrudelten, wurden gemeinsam Nudeln gekocht und am Abend noch einiges über den kommenden Tag geschnackt. Auch der Wetterbericht wurde ausgiebig studiert, das Wetter sollte nämlich gerade an diesem Wochenende ziemlich herbstlich zu werden, so musste man sich also darauf einstellen, dass man die Regenklamotten auspacken musste. Aber trotzdem blieb die Motivation erhalten und es wurde sich auf den nächsten Tag gefreut. Morgens wurde dann „voll sportlergerecht“ gefrühstückt, es muss ja auch sichergegangen werden, dass das Essen während des Rennens nicht plötzlich den Weg nach oben findet. Gut gestärkt hieß es dann so langsam Umziehen, letzte Änderungen am Boot vornehmen, über den richtigen Innenhebel der Skulls diskutieren und besprechen, wie man das Rennen am besten angehen sollte. Das Wetter war am Anfang leider nicht gerade vielversprechend, daher war das Motto, sich bei der Fahrt zum Start möglichst regendicht anzuziehen, damit man nicht durchnässt und frierend am Start liegen würde. Schnell war das Boot eingestellt, die Skulls ausgemessen und umgestellt und die Crew konnte sich ablegebereit machen. Unser Steuermann wurde sogar mit einem Schlagzahlmesser ausgestattet, voll professionell für eine Herbstregatta waren wir da also unterwegs. Bei der in etwa 6 Kilometer langen Tour zum Start war dann erstmal die Priorität sich aufeinander einzustellen und Rhythmus zu finden. Da wir gut geplant hatten und erst kurz vor unserer Startzeit am Start erscheinen wollten, um dort nicht zu lange rumzuliegen, mussten wir uns auf unserem Boot an vielen anderen Startern vorbeiwurschteln, was bei manchen der Kanäle in Hamburg schon eine Herausforderung für unseren jungen Steuermann darstellte. Diese meisterte er aber wacker und so waren wir pünktlich am Start und konnten uns die zwei anderen Boote aus unserem Feld schon mal anschauen.

Der Start wurde als fliegender Start gefahren. Für die Leser, die davon noch nie gehört haben: Hierbei schiebt man das Boot erstmal an und ab einem gewissen Punkt wird dann die Zeit gemessen, es wird also quasi aus der Fahrt gestartet. Und dann ging die wilde Fahrt auch schon los, wir hatten vorher abgemacht die Schlagzahl ungefähr bei 30 Schlägen pro Minute einzupendeln und dabei darauf zu achten, dass das Boot nicht, wie man so schön sagt, „auseinanderfällt“ und der Druck konstant aufrecht erhalten wird. Zur Renntaktik gehörten ebenfalls Konzentrationsschläge gefolgt von 20 Schlägen mit erhöhter Schlagzahl und Druck alle 500m, die unser Steuermann ansagte.

So ging es dann immer weiter die Strecke herunter, um am Ende bei der Fari am Bootshaus auf der Alster anzukommen. Ansonsten kann man sich so ein Rennen für den Ruderer als recht monotone Angelegenheit beschreiben, entspannt nebenbei die Landschaft begutachten ist da nicht drin. Unser Steuermann konnte zum Glück bald verkünden, dass wir uns an das Boot, was etwa eine Minute vor uns gestartet war, heranschieben. Bis zum Ziel konnten wir uns immer dichter an das Boot heranrudern und hatten diese im Ziel dann beinahe eingeholt. Danach ging es dann entspannt auf die dann doch recht lang wirkenden Kilometer zurück zum RV Wandsbek. Auf der Rückfahrt trafen wir auch Günter wieder, der gerade mit seinem Mixed-Doppelvierer auf dem Weg zum Start war. Später konnte auch Günter nur Positives vom Rennen berichten, seine Mannschaft habe seine Kommandos gut umgesetzt und kamen somit auch als schnellste in ihrem Rennen über die Ziellinie. Somit setze Günter seine Siegesserie als Steuermann fort, das wird sicher nicht das letzte Rennen gewesen sein, für den die aktive Rudertruppe aus Hamburg Günter als Steuermann angefragt hat.

Nachdem wir wieder am Steg angekommen waren, wurde das Boot wieder in die Halle gelegt und alle freuten sich auf die warme Dusche und die anschließende After Row Party bei der Fari. Denn auch wir konnten am Ende unseren Frauendoppelvierer für uns entscheiden und somit konnte sich die Renngemeinschaft aus Rendsburg, Wandsbek und Schleswig auch über den Sieg freuen. Bei der Fari gab es dann das verdiente isotonische Kaltgetränk und einen kleinen Snack bevor es dann nach der Siegerehrung wieder gen Heimat ging.

Am Ende herrschte Einigkeit unter den Teilnehmern: Es war eine schöne Veranstaltung, die sogar am Ende noch vom Wetter mit etwas Sonne überrascht wurde. Im nächsten Jahr wird es sicher wieder Überlegungen geben, dort nochmal hinzufahren und sich wieder über die 4,2 Kilometer zu quälen und viele neue Leute kennenzulernen und sich zu unterhalten.

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