Rheinmarathon Leverkusen – Düsseldorf (42,8km)

von Günter Dahl

Nachdem die Schleimöwe

so einen schönen Bericht geschrieben hat, muss ich aus meiner Sicht als Steuermann auch einen Beitrag liefern:

Eigentlich hatte ich mir ja nach meiner in der Schulzeit nur mäßig erfolgreichen Karriere als Rennruderer vorgenommen, nie wieder an einem Rennen teilzunehmen, aber man soll ja niemals nie sagen. Aber der Reihe nach:

Wie es zu dem Deal mit den „Hamburger Jungs“ gekommen und wie der Testlauf auf der Schlei verlaufen ist, hat die Schleimöwe ja schon geschrieben. Eins hat sie jedoch vergessen zu erwähnen – meine Aufgabe als Steuermann betraf nur das Steuern, Matze gab die Kommandos. Es fing an „Einfahren – nur aus den Armen“, dann „viertel Rolle, halbe Rolle,...“ Dann gab es fünf Einheiten mit je 15 Minuten mit kurzen Pausen dazwischen. Na ja, wie schnell das war hat die Schleimöwe schon verraten. Die „Hamburger Jungs“ waren mit sich und der Schleimöwe zufrieden und berechneten bereits, dass sie etwa 2Stunden und 22 Minuten für die 42,8km Rhein bergab brauchen und damit dann siegreich sein werden. Mir wurde in dem Moment klar, wenn wir verlieren, dann habe ich als Steuermann Mist gebaut, was ganz schön stresste.

Am 2. Oktober wurde die Schleimöwe mit Hilfe unserer sportlichen Rudertruppe auf den Hamburger Hänger verladen. Leider kam Ansgar nicht weit, da die Elektrik bei Lichttest Wackelkontakte zeigte und schließlich ganz ausfiel.

Am nächsten Morgen ging es mit Begleitschutz nach Hamburg, wo die Schleimöwe auf einen anderen Hänger verladen wurde. Am Freitag fuhr ich mit den Hamburgern bei furchtbaren Wetter nach Düsseldorf. In Dunkelheit die Boote abladen und soweit erforderlich aufriggern. Insgesamt lagen dort fast 180 Boote im Rasen, die natürlich kritisch beäugt wurden.

Dabei war eins klar, wenn es einen Preis für das schönste Holzboot gegeben hätte, dann hätten wir den gehabt.

Dann ging es nach Düsseldorf ins Nachtlager, wobei ich mir das Gemeinschaftslager im Clubraum (>20 Schläfer) schenkte und ein Hotel vorzog. Dennoch habe ich schon mal besser geschlafen (... hoffentlich versteuere ich die „Jungs“ nicht... ). Nächsten Morgen um 8.30 Uhr wurden wir gemeinsam mit anderen Ruderern zum Start nach Leverkusen gebracht.

Dann ging es Schlag auf Schlag. Alle 90 Sekunden wurde ein Boot ins Wasser gesetzt und nach kurzem Einrudern gestartet.

Die Nervosität stieg. In der Klasse der Seegigs hatten fünf Boote gemeldet, von denen wir mit der Startnummer 97 als letzte an den Start gingen. O-Ton meiner „Jungs“ ... „dann hat Günter ja Boote vor sich, die ihm zeigen, wo es lang geht“ , „ aber nur kurze Zeit, dann sind wir vorne“.

Da das Wassern der Seegigs mangels geeigneter Transportwagen länger dauerte, wurden andere Boote dazwischen gestartet, so dass zwischen der ersten gestarteten Seegig und uns mindestens 15 Minuten lagen. Also nach unserem Start waren keine Seegigs in Blickweite.

Für meine Vier hieß es jetzt rudern, bis die Hände bluten, für mich hieß es, Boot in der Strömung halten, kein entgegenkommendes Frachtschiff rammen,

und nach anderen Seegigs Ausschau halten. Von hinten drohte keine Gefahr, wir waren sogar für die Frachtschiffe zu schnell.

Dann lief es etwa wie folgt, Andre vom Bug, „siehst du ein Boot?“; „ ja“; „Seegig?“; “weiß nicht“. Rudern! „Ja eine Seegig“; „die schnappen wir uns“ und schon waren wir Vierte in unserem Rennen. Zwischendurch: „Boot wird langsam, mehr nach Steuerbord in die Strömung, besser“. Dann die nächste Seegig, wir waren auf dem Treppchen. Direkt im Ziel sahen wir die lange vor uns gestartete dritte Seegig. Also Zweiter. Aber wo waren die als erstes Boot gestarteten starken Ulmer? Die waren die ersten, die uns nach dem Herausnehmen des Bootes (mit vielen Helfern) gratulierten.

Wir waren zwar mit 2h26min vier Minuten unter unserer eigenen Vorgabe geblieben, aber über zwei Minuten schneller als die Ulmer Seegig, was den Sieg bedeutete und mit dem größten aber aus meiner Sicht hässlichsten Pokal belohnt wurde und nicht nur das, es gab auch noch einen Preis, nicht für das schönste aber für das schnellste Klinkerboot.

Insgesamt waren wir mit unserer Zeit 33ster von fast 180 gestarteten Booten.

Ein weiteres Mitglied aus unserem Club – Diana - war da erfolgreicher. Mit ihrer Zeit von 2h23min war sie gemeinsam mit ihren Freunden vom Ruder-Club Süderelbe bedeutend schneller als wir und insgesamt 22zigste. Leider haben sie in ihrer Klassen um wenige Sekunden den Sieg verpasst. Dabei musste Diana bedeutend mehr tun als ich, denn auf Nummer Eins sitzend musste sie neben dem Steuern auch noch Rudern.

Es konnte gefeiert werden.

Rheinmarathon-Trilogie: Schleimöve - Günter - Diana

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